KOHÄSION DURCH KONFLIKT | Mission Statement
Das Programm „Kohäsion durch Konflikt“ widmet sich Religionen als prägenden Kräften kultureller und normativer (Selbst-)Verständigung. Religionen inspirieren, indem sie Transzendenzerfahrungen und Sinnerwartungen Raum geben. Sie irritieren, wo sie in ihrer Eigensinnigkeit gestaltend in die Gesellschaft hineinwirken und neue Blickwinkel auf öffentliche Belange anregen. Sie entfalten ihr produktives Potenzial, wenn sie damit Deutungsressourcen freisetzen und Orientierungsangebote in säkularen Gesellschaften bereitstellen.
Vor diesem Hintergrund fördern wir ein reflektiertes und offenes, Brüche und Konflikte ausdrücklich anerkennendes Gespräch religiöser Akteur*innen untereinander und mit ihrer säkularen Umwelt. Ein wichtiger Anlass des Gespräches ist die wachsende religiös-weltanschauliche Vielfalt. Im Lichte dieser Entwicklung dient das Programm einer verständigungsorientierten Aushandlung widerstreitender Deutungen des guten Lebens, identitätsstiftender Glaubensansprüche und religionspolitischer Teilhabeforderungen. Konflikt soll als Medium der Kohäsion fruchtbar werden. Voraussetzung dafür ist die Kultivierung von Sprachfähigkeit und Streitkompetenz an den Schnittstellen von Religion, Gesellschaft und Politik. Im Zielhorizont steht ein friedvolles gesellschaftliches Miteinander.
Das „säkulare Zeitalter“ ist begleitet von einer Wiederentdeckung religiöser Identitätskonstruktionen, Denkfiguren und Handlungsimpulse. Damit verbunden sind gesellschaftliche Reibungen. Ein Schlüssel zu deren produktiver Wendung liegt gerade in der vertieften Auseinandersetzung mit religiösen Traditionen. Deswegen braucht es vermittelnde Akteur*innen, die alltagsbezogene religiöse Probleme erkennen und entschärfen können. Im Bewusstsein der Sackgassen und unbewältigten Konflikte des interreligiösen Dialoges schaffen wir konkrete Dialogformate, um Vorurteile zu erfassen. Verständigung erwächst aus der Arbeit an geteilten gesellschaftspolitischen Herausforderungen in unserer säkular-pluralen Welt. Die Vielfalt religiöser Selbst-, Welt- und Gottesbezüge bedeutet dabei ein Versprechen; sie vermag den Blick und die Akzeptanz für gesellschaftliche Differenz zu schulen – und damit die demokratische Kultur zu stärken.