Was haben Religionen und Weltanschauungen mit sozialem Zusammenhalt zu tun? Inwiefern fordern sie ihn als Facette gesellschaftlicher Pluralisierung heraus? Welche Ressourcen bergen sie umgekehrt, um Pluralität konstruktiv einzuhegen? Und welchem Verständnis von gesellschaftlicher Kohäsion soll dadurch eigentlich Vorschub geleistet werden?
Entlang dieser Leitfragen präsentierten Jo Frank (Dialogperspektiven) und Stefan Zinsmeister (Eugen-Biser-Stiftung) am 10. November 2022 die Grundlinien des Programmes „Kohäsion durch Konflikt“ im virtuellen Gespräch mit den Stipendiaten des Humboldt Residency-Programms der Alexander von Humboldt-Stiftung. Diese ebenso internationale wie interdisziplinäre Expertengruppe umfasst hochrangige Journalisten, Akademiker und Künstler und beschäftigt sich diesjährig damit, was Gesellschaften im Innersten zusammenhält. Genau hier liegt der Schnittpunkt der Erkenntnis- und Handlungsinteressen beider Programme.
Jo Frank skizzierte anhand europäischer wie amerikanischer Beispiele, wie religiöse Überzeugungen politische Parteiinteressen grundieren, mitunter auch für diese instrumentalisiert werden. Zudem mahnte er eine ausgewogene staatliche Repräsentation und Behandlung der verschiedenen Religionsgemeinschaften an. Stefan Zinsmeister erläuterte anhand praktischer Beispiele aus der Schullandschaft, wie interreligiöse Demokratiebildung jenseits ritualisierter Extremismusprävention gelingen kann.
Die Humboldt-Stipendiaten interessierten sich für die Inklusivität und säkulare Anschlussfähigkeit des interreligiösen Programmes „Kohäsion durch Konflikt“ und regten beispielsweise an, religiöse Orte wie Moscheen, Kirchen oder Synagogen im Zusammenhang mit der sie umgebenden Bürgergesellschaft zu betrachten, um gemeinsam gestaltend zu wirken.
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